08.05.2024

Gastbeitrag: So halten Sie ausländische Mitarbeitende dauerhaft in Sachsen

Gastbeitrag; Frau steht mit Rollkoffer am Bahnsteig

In der Studie "Expat Insider" wurden mehr als 20.000 Entsandte aus 180 Nationen befragt, was sie an einzelnen Ländern schätzen und bemängeln. Für Deutschland zeichnet sich ein eher geteiltes Bild.

Dieser Beitrag wurde uns vom Unternehmen "eidam & partner. die auslands-experten" zur Verfügung gestellt.

Vor allem im Hinblick auf den Fachkräftebedarf, der langfristig nur mit ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu decken ist, sollten uns die Ergebnisse der Studie Anlass zum Nachdenken geben!

Bestnoten bekamen die Länder Mexiko, Indonesien, Taiwan, Portugal und Spanien. Auf den letzten Plätzen finden sich Kuwait, Japan und Hongkong. Deutschland belegt insgesamt den 36. Platz von 59 Ländern. Damit verschlechterte sich die BRD von Platz 12 im Jahr 2014 auf einen Platz im unteren Mittelfeld.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

  • Die Wirtschaftslage und die Arbeitssituation in Deutschland bewerten 85 % aller hier lebenden Expats als positiv. Zudem halten 75 % der Befragten ihren Arbeitsplatz für sicher. Lediglich drei Länder [Schweiz, Dänemark und Schweden] erzielen beim Themengebiet „Arbeit“ noch bessere Werte.
  • Das deutsche Bildungs- und Gesundheitssystem, insbesondere die kostenlosen Schulen und die – im internationalen Vergleich – preiswerten Privatschulen werden als positiv gesehen.
  • Im Vergleich zu anderen Ländern wird auch die relativ geringe Arbeitszeit in Deutschland als besonders positiv wahrgenommen. Andere Nationen haben teilweise deutlich weniger Feier- und Urlaubstage. Auch die Zahl der jährlich geleisteten Arbeitsstunden ist in einigen Ländern höher als in der BRD.

Mit den gerade genannten Themen können Sie also bei Zuzugswilligen und Zugewanderten punkten. Sie könnten diese Fakten beispielsweise in den Mittelpunkt Ihres Personalmarketings setzen und damit neue potenzielle Mitarbeitende überzeugen, sich für Sachsen als zukünftige Heimat zu entscheiden.

Doch es gibt leider auch eine Kehrseite...

  • Lediglich 52 % der Zugewanderten bezeichnen die Deutschen als freundlich. Der weltweite Durchschnittswert liegt hier bei 68 %.
  • 55 % der Befragten sagen, dass es schwer ist, Freunde und Freundinnen zu finden. Damit liegt Deutschland auf Platz 52 von 59 Ländern. Die deutsche Sprache wird dabei als ein Hemmnis wahrgenommen. Es bestünde in Deutschland jedoch auch generell wenig Bereitschaft, neue Bekanntschaften zuschließen. Dementsprechend fühlen sich viele [Single-]Zugewanderte in Deutschland isoliert. Dies könnte ein Grund sein, das Land schneller als geplant wieder zu verlassen oder einen auslaufenden Arbeitsvertrag nicht zu verlängern. Hinzu kommt: Werbung für den Standort Deutschland machen Mitarbeitende, mit einer solchen Erfahrung im Hinterkopf, sicherlich nur bedingt.
  • Die digitale Infrastruktur [mobiles Internet, digitales Bezahlen, Bandbreite] wird von vielen Zugewanderten ebenfalls als besonders schlecht bewertet: Deutschland landet hier auf den letzten 10 Plätzen. So kann man in Peking beispielsweise selbst auf kleinsten Wochenmärkten mit dem Smartphone zahlen, in Thailand braucht man keinen DSL-Anschluss, weil das eigene Handy hyper-schnelles Internet mit unbegrenzter Flatrate anbietet. Auch Echtzeit-Überweisungen kennen Kunden in Asien teilweise bereits seit Jahren; wohlgemerkt zum Nulltarif.

Der erste und dritte Punkt ist für Sie als Arbeitgeber wohl eher schwer bis gar nicht zu verändern.

Der zweite Punkt gibt Ihnen jedoch einige Handlungsmöglichkeiten, damit ausländische Mitarbeitende zufriedener sind, länger in Sachsen bleiben, produktiver sind und im Idealfall auch Werbung für den Standort Sachsen machen.

So könnten Lösungen aussehen!

Ein wichtiger Hebel ist definitiv eine gute interkulturelle Vorbereitung für Mitarbeitende die neu in Sachsen ankommen. So werden sie nicht nur auf die zu erwartende berufliche Situation vorbereitet, sie bekommen auch konkretes Handwerkszeug an die Hand, wie man trotz aller Hemmnisse relativ schnell Freundschaften in Sachsen schließen kann. Denn so schlimm sind wir Sachsen doch gar nicht; eigentlich. ;-)

Sie können auch mit kleinen Veränderungen im Unternehmen dafür sorgen, dass ausländische Kolleginnen und Kollegen besser integriert werden:

  1. Schaffen Sie Möglichkeiten, damit sich Ihre ausländische und einheimische Belegschaft persönlich kennenlernen kann; über Get-Togethers, Feiern oder Buddyprogramme!
  2. Machen Sie Ihrer Stammbelegschaft bewusst, dass der zukünftige Erfolg des Unternehmens an der Integration von ausländischen Fach- und Arbeitskräften hängt. Wer sich nicht wohlfühlt, geht mit seiner Arbeitskraft woanders hin!
  3. Schaffen Sie Räume für persönliche Begegnungen; beispielsweise könnten Ihre indischen Mitarbeitenden einen Cricket-Kurs im Unternehmen anbieten!
  4. Überprüfen Sie auch, wie gut Ihre Deutsch-Sprachkurse sind und ob diese genutzt werden! Andersherum sollten auch Ihre deutschen Mitarbeitenden gut genug Englisch sprechen, damit ein sinnvoller Austausch mit den ausländischen Kolleginnen und Kollegen möglich ist. Unserer Erfahrung nach ist das Englischniveau bei vielen deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern leider noch ausbaufähig.
  5. Involvieren Sie Ihre Führungskräfte: Diese sollten dafür sorgen, dass allen Mitarbeitenden bewusst wird, wie einsam sich Zugewanderte fühlen können. Vielen Menschen wird die Wirkung des eigenen Verhaltens erst bewusst, wenn man sie darauf hinweist.
  6. Manche unserer Kunden sorgen dafür, dass sich ausländische Mitarbeitende untereinander besser vernetzen können [wenn die Deutschen schon nicht für Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehen wollen].

Fakt ist, dass es einige Möglichkeiten gibt, um a] mehr ausländische Mitarbeitende für eine Arbeitsstelle in Sachsen zu begeistern und b] Zugewanderten zu mehr Zufriedenheit zu verhelfen und Ihnen somit Gründe zu geben, länger in Sachsen zu bleiben.

Also: Packen Sie‘s an!

Kontaktdaten des Autors:

Markus Eidam
0371-27 37 23 00
info@eidam-und-partner.de
 

 

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