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Teilzeit(falle)?! Echte Wahlfreiheit für Lebens- und Arbeitsmodelle
![eine Sanduhr steht neben einem Notebook, an dem eine Hand zu sehen ist](/img/Teilzeit-Studie_rdax_87s.jpg)
Die Studie untersucht die Beweggründe von Teilzeitbeschäftigten für ihren aktuellen Erwerbsumfang und zeigt Rahmenbedingungen, die eine Erhöhung der Arbeitszeit unterstützen oder diese behindern.
Teilzeitarbeit ist für viele Menschen in Sachsen ein beliebtes Arbeitszeitmodell, insbesondere bei Frauen. Sie ermöglicht es, Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Doch diese Flexibilität hat ihren Preis: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit als Männer, was langfristig zu finanziellen Nachteilen, geringeren Rentenansprüchen und eingeschränkten Karrierechancen führt.
Eine aktuelle Studie des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) beleuchtet die Gründe für Teilzeitbeschäftigung und zeigt, welche Rahmenbedingungen notwendig wären, um die Arbeitszeit der Beschäftigten nach ihren Wünschen zu gestalten.
Warum entscheiden sich Menschen für Teilzeitarbeit?
Familienpflichten wie Kinderbetreuung oder Pflege sind für viele Frauen die Hauptgründe für eine Teilzeittätigkeit. Männer hingegen nennen häufiger gesundheitliche Gründe oder Weiterbildungspläne. Besonders Mütter kleiner Kinder arbeiten häufig in Teilzeit – allerdings seltener in Sachsen (48 %) als im Bundesdurchschnitt (65 %).
Ein weiteres Problem ist die sogenannte "Teilzeitfalle". Jede zehnte Frau gibt an, dass sie ihre Arbeitszeit aufgrund mangelnder Angebote des Arbeitgebers nicht erhöhen kann. Solche Hindernisse erschweren nicht nur eine berufliche Weiterentwicklung, sondern führen auch zu einer Verstetigung ökonomischer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.
Potenziale zur Arbeitszeiterhöhung
Laut der Studie wünschen sich über 20 % der Teilzeitbeschäftigten in Sachsen mehr Arbeitsstunden, im Durchschnitt sieben Stunden pro Woche zusätzlich. Die größte Bereitschaft zur Aufstockung besteht bei Beschäftigten mit geringer Stundenzahl. Besonders finanzielle Zwänge – wie die Sicherung der Altersvorsorge – und flexible Arbeitszeiten könnten viele dazu bewegen, mehr zu arbeiten.
Verbesserungen wie eine gerechtere Verteilung der Sorgearbeit in Haushalten, eine bessere Kinderbetreuung und flexiblere Arbeitsmodelle könnten laut der Studie erhebliche Effekte haben: Unter optimierten Bedingungen könnten bis zu 73.000 zusätzliche Vollzeitäquivalente geschaffen werden, von denen Frauen den Großteil ausmachen würden.
Lösungsansätze für echte Wahlfreiheit
Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und das Arbeitskräftepotenzial zu aktivieren, empfiehlt die Studie zahlreiche Maßnahmen:
- Flexiblere Arbeitszeitmodelle: Homeoffice und ergebnisorientiertes Arbeiten können Beschäftigte entlasten und die Bereitschaft zur Arbeitszeiterhöhung fördern.
- Ausbau der Kinderbetreuung: Mehr Betriebskitas, flexible Betreuungszeiten und beitragsfreie Kitas ermöglichen Eltern, ihre Arbeitszeit anzupassen.
- Faire Aufteilung der Sorgearbeit: Eine partnerschaftlichere Rollenverteilung im Haushalt kann vor allem Frauen entlasten und ihre Erwerbsbeteiligung erhöhen.
- Gezielte Öffentlichkeitsarbeit: Eine verstärkte Aufklärung über die langfristigen finanziellen Folgen von Teilzeit – etwa auf die Rente – hilft, informierte Entscheidungen zu treffen.
- Gesundheitsförderung: Betriebe sollten die Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich gestalten, um Mitarbeitende langfristig zu entlasten und ihre Produktivität zu steigern.
Vorteile für alle Beteiligten
Die Umsetzung dieser Maßnahmen bietet Chancen für Beschäftigte, Unternehmen und die Gesellschaft. Arbeitnehmer:innen profitieren von größerer Flexibilität und finanzieller Sicherheit, Unternehmen können auf ein gestärktes Arbeitskräftepotenzial zurückgreifen, und die Gesellschaft verringert wirtschaftliche und geschlechtsspezifische Ungleichheiten.
Die Studie macht deutlich: Teilzeitarbeit darf keine Sackgasse sein. Sie muss zur echten Wahlfreiheit werden – für ein Arbeitsleben, das sich den individuellen Bedürfnissen anpasst und dennoch die wirtschaftliche Unabhängigkeit sichert.
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